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Die Anderen

„When you truly don’t care what anyone thinks of you, you’ve reached a dangerous level of freedom.” Jim Carrey

 

Wie oft zögern wir etwas zu tun, zu sagen oder zu fragen, aus Angst davor, was die anderen denken? Wie oft tun wir etwas, weil Freunde oder die Familie es für das Richtige halten, obwohl wir eigentlich etwas anderes für besser für uns halten?

Niemand will sich lächerlich machen, noch weniger wollen wir alleinstehen mit unseren Ansichten oder das Gefühl haben, unseren Weg allein gehen zu müssen. Sei es auch nur für kurze Zeit. Gerade deshalb handeln so viele entgegen ihren eigenen Wünschen, entgegen dem, woran sie glauben und wovon sie träumen.

Oft sind es Sätze wie: Sei doch mal realistisch. Nur so und so viele schaffen es und können davon leben. Du kannst das nicht. Mach dich und uns nicht zur Witzfigur. All das dringt nach und nach in unser Bewusstsein, wie Fäulnis in die Zähne. Wir glauben was wir hören und was wir sehen, weil die Anderen uns immer wieder mit der Nase darauf stoßen. Es ist schwer einen Anfang zu finden, wenn uns zu sehr im Kopf herumschwirrt, was die Meinung der meisten ist.

Mit zwanzig Kilo Übergewicht im Fitnessstudio fünf Minuten auf dem Stepper auszuhalten, um dann japsend mit hochrotem Kopf abzusteigen ist nicht leicht. Mit Anfang vierzig seinen sicheren Job aufzugeben um noch einmal mit zwanzigjährigen zu studieren, wird umso schwerer, wenn das keiner aus dem Freundeskreis versteht und man von allen angestarrt wird wie ein Versager, der im Leben bereits falsche Entscheidungen getroffen hat.

Nur, warum sollte uns das interessieren?

Sie mögen lachen, sie mögen sich das Maul zerreißen und urteilen. Aber sie werden es sowieso tun, egal wie wir handeln, für was wir uns entscheiden. Und was haben wir davon, wenn wir nach den Meinungen oder Vorstellungen anderer Leute leben? Wir müssen mit den Konsequenzen leben, vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche. Wir können nicht aus unserer Haut. Es ist unser Leben.

 

Wir sagen oft, wir interessieren uns nicht für die Meinung anderer und rennen los, um sie um Rat zu fragen. Was würden wir tun, wenn es uns wirklich egal wäre, was andere darüber denken, ob sie uns dafür verurteilen? Was würden wir uns trauen? Welche Entscheidungen würden wir sofort treffen oder ändern?

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Kommentare: 3
  • #1

    Chiara (Freitag, 21 August 2020 08:06)

    Toller Essay.
    Das Ende hat mich nachdenklich gemacht.
    Was würden wir tun, wenn es uns wirklich egal wäre, was andere darüber denken, ob sie uns dafür verurteilen? Das ist eine gute Frage.

  • #2

    Katja H. (Montag, 24 August 2020 12:54)

    Ein sehr guter Text, der absolut zeitgemäß ist.

    Warum fehlt vielen Menschen der Mut einfach mal das zu tun, was man will, wofür man brennt...? Kaum jemand steigt aus dem Korsett aus und macht das was er für richtig hält.

    @Chiara: Vielleicht wären diejenigen einfach beeindruckt oder im schönsten Fall motiviert, selber zu tun worauf sie Lust haben. :)

  • #3

    Felix Stern (Mittwoch, 30 September 2020 11:08)

    Warum ist das "Level of freedom" gefährlich? - Weil man sich in seiner Gleichgültigkeit oder Abkoppelung von der Gesellschaft auch für sich irren kann und es selber nicht bemerkt. Andere zu fragen, was sie richtig fänden, und es in Relativität ernst zu nehmen, kann einem ab und zu eine Richtung aufzeigen, um nicht in Selbsttäuschung weiterzugehen.