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Verfolgungsjagd

Das erste Mal fiel ihm der Wagen beim Aussteigen im Parkhaus vor dem Einkaufszentrum auf. Der große Luxusschlitten versuchte, sich zwei Reihen hinter ihm in eine offensichtlich zu kleine Lücke zu quetschen. Das Quietschen der Reifen und das rucklige Anfahren lenkten ihn von seinen Gedanken an das pompöse Geburtstagsgeschenk für seine Frau ab.

Er trat näher heran, um dem Fahrer, es konnte nur ein alter Mann oder eine Frau sein, anzuzeigen, dass neben seinem Auto noch jede Menge frei war, als der Wagen den Rückwärtsgang einlegte und mit Vollgas davonraste. Er sah der Abgaswolke hinterher, erklärte die Ahnung in seinem Hinterkopf jedoch für ein Hirngespinst.

Er hatte sie unter Kontrolle. Sie wusste nichts. Zur Sicherheit schickte er ihr eine Nachricht, am Ausgehabend mit seiner Frau. Er nutzte die Zeit vor dem Film im Kino, während sie auf Toilette war, um ihr zu schreiben.

Wie stressig die Arbeit war und wie sehr er sie vermisste. Sie säuselte zurück. Er war beruhigt, legte den Arm um seine Frau. Kurz bevor die Lichter ausgingen polterte es auf den Treppen. Jemandem war sein Tablett samt Nachos heruntergefallen. Als er sich wieder zur Leinwand drehen wollte, fing er im Augenwinkel blondes Haar auf, ein Gesicht das ihres sein könnte und Augen wir ihre, die ihn fünf Reihen hinter ihm anstarrten. Das Licht erlosch.

„Was ist denn, Schatz?“

„Nichts.“

Die Lüge konnte sein Herzrasen nicht stoppen. Als er schließlich aufstand, um selbst zur Toilette zu gehen, war der Platz auf dem er geglaubt hatte, sie zu sehen, leer. Hatte er sich das nur eingebildet?

Ein paar Tage später hate er sich fast schon davon überzeugt, als er nach der Arbeit aus dem Büro trat und im strömenden Regen zu seinem Auto ging. Ein Motor startete links die Straße runter, Scheinwerfer blendeten stark auf, als er in die Richtung sah. Er stieg ein und fuhr los, der Wagen hinter ihm ebenfalls.

Er zwang sich, nicht in den Rückspiegel zu blicken. Sie hatte ihm auf alle Nachrichten normal geantwortet, sie wusste nichts. Doch der Wagen verfolgte ihn auch durch sämtliche Seitenstraßen, die er nahm. Er begann zu schwitzen.

Auf der Landstraße würde er den Wagen abhängen, vor der Brücke noch. Er gab Vollgas, doch der Wagen kam immer näher. Er dachte an die Luxuskarre, die er im Parkhaus gesehen hatte und Panik überkam ihn, als ihm klar wurde, dass er gegen diese PS keine Chance hatte. Der Wagen schloss auf und fuhr auf der Gegenspur neben ihm. Er blickte rüber in ihr Grinsen.

Sie winkte, ehe sie das Lenkrad in seine Richtung riss und ihn rammte. Wenige Meter vor Beginn der Brücke bretterte er die Felsen runter. Bevor das Wrack unten aufschlug und seine Flammen vom Flusswasser gelöscht wurden, war er tot.

Einige Meilen entfernt piepste das Handy seiner Frau. Es ist vollbracht.

Sie lächelte und goss sich ein Glas Wein ein. Wer hätte gedacht, dass sie einmal mit einer Geliebten ihres Mannes gemeinsame Sache machen würde. Aber als sie ihr die Mail mit all den Chats und Fotos geschickt hatte, hatte sie nicht widerstehen können. Wollen Sie es ihm heimzahlen? hatte sie endlich mit Ja beantwortet.

 

Sie hätte es früher tun sollen.

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