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Be alright

Ich sehe deine Angst vor dem Versagen.

In deinen Augen stapeln sich all die Fragen, die dir niemand beantworten kann. Hast du an alles gedacht, hast du mit diesem Job alles richtig gemacht? Ist es wirklich das was du kannst, wirklich das was du willst? Wie viele Schritte auf der Karriereleiter solltest du planen und wann hören die Sorgen endlich auf dich zu plagen?

Die anderen reden von Dingen, mit denen sie abgeschlossen haben, kein Ventil für den Druck und die Herausforderungen, die auch auf dich warten. Du willst dieses Sicherheitsnetz, einen Speicherpunkt haben, bevor du dir die Nase zuhältst und springst, unsicher ob gerade dein Mut oder dein Größenwahnsinn gewinnt. Kälte und Dunkelheit verschlingen dich, die Arbeit begräbt dich unter sich. Du hättest dich zufriedengeben sollen, du wolltest nicht wachsen, du willst nach Hause kommen und die Augen zu machen, alles vergessen, mal wieder ohne Knoten im Magen essen. Der Stress frisst dich auf, verschlingt deine Zeit, du weißt nicht mehr, ist es das alles wert?

Wenn deine letzte Kraftreserve erlischt, ziehst du dich an den Ort zurück, der dir Sicherheit verspricht. Dort wartet nicht dein Glück aber immerhin keine Erwartungen an dich. Du hast aufgehört dich zu fragen, was dein bestes Leben ist, weil das morgens aus dem Bett kommen manchmal schwer genug ist. Der Schmerz der letzten Jahre sitzt in dir fest, die Entscheidungen, die du treffen und akzeptieren musstest, haben dich verletzt. Wirst du jemals heilen, jemals wieder deine Ängste und Träume teilen? Die Zukunft ist kein Ort für dich, wenn du in der Sonne auf dem Balkon sitzt und das Interesse an der Welt vermisst. Schwarze Löcher, Krank­heit, Sorge, Wirtschaftskrise, Politik in der Miese, jeder denkt an sich, keiner an dich. Du hast keine Kapazitäten dafür, denn du kämpfst mit den Dämonen in dir.

Du willst es nicht fühlen, aber du hast keine Wahl. Die Sehnsucht sitzt in deinem Körper, hat tiefe Wurzeln geschlagen in jeder freien Minute, plagen dich wieder diese Fragen.

Wann wurde diese Begegnung zur Qual? Schon als sie weckte, was du für nicht mehr existent hieltst? Oder erst als du realisiertest, dass du dieses Leben erst leben kannst, wenn du dich selbst besiegst? Hast du aufgegeben? Oder die Antworten auf diese Fragen nur in die Zukunft vertagt?

Es zieht dich hin und her, zwischen dem Wunsch die Sehnsucht zu stillen und deiner Angst, doch nur das vorhergesagte Versagen zu erfüllen. Der Kampf wird heute nicht ausgefochten, sondern aufgeschoben, für irgendwann auf einen klareren Tag. Die Lösung scheint so fern, aber dein Fleiß und dein Schweiß bringen den Erfolg wenigstens in einem Bereich. Die Erschöpfung der Arbeit bringt erlösenden Schlaf.

Und morgen dreht sich alles wieder im Kreis.

 

All das zu wissen aber jeden Handlungsspielraum zu missen, ist Folter für mich. Ich wünschte, du könntest dich mit meinen Augen sehen, könntest dein Spiegelbild besser verstehen. Du hast so viel überwunden, bist so viel mehr geworden als Druck, Angst, Versagen, Kummer und Sorgen. Ein Morgen wird es immer geben, aber nur du füllst es mit Leben. Ich wäre gerne die Stimme in dir, die dir Zuversicht schenkt, dich daran erinnert, dass du deine Zukunft lenkst. Vertrau auf dich, hör nicht auf deine Angst, hör auf deinen Mut.

 

Es wird alles gut.

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