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Zutritt verboten

Ich habe aufgehört zu zählen, der wievielte Herbst es ohne dich ist. Und doch wird mir deine Abwesenheit in dieser Jahreszeit immer besonders bewusst. Alles verändert sich, alles strebt nach Wärme, Licht und Trost. Und ich bleibe gleich. Ich bleibe einsam und kalt im Dunkeln sitzen und ich habe ganz vergessen, wie es sich anfühlt, warmgehalten zu werden.

Du hast es warm. Wenn es draußen regnet, wenn der Nebel die Straßen verschwinden lässt. Wenn die Dunkelheit die letzten Farben an den Blättern verschluckt. Ich denke an dein Haus wie an eine Gated Community. Sie ist der bewaffnete Polizist, der an der Zufahrtsstraße sitzt. Du hast mich im Schutz der Nach hineingeführt. In die Sicherheit, die deine Heimat geworden ist. Umgeben von deinesgleichen. Ihr teilt dieselben Ideale, ihr tragt die gleichen Masken, in euren Kellern liegen die Leichen der Wahrheit. Damals warst du meine Wahrheit.

Und ich wollte diese Gated Community für dich neu errichten. Besser. Ich wollte Schutz für unsere Küsse, unsere Berührungen, unsere Zukunft. Und ich dachte, du willst das auch. Ich dachte, du willst einen neuen Hafen mit mir erbauen, auf Ehrlichkeit und Liebe. Ohne Leichen im Wasser.

Aber das hattest du nicht vor. Oder du hast nicht daran geglaubt, dass wir etwas so Stabiles errichten können. Niemand sollte von uns erfahren. Du hast mich zurück in die Schatten gestoßen, während du im Licht geblieben bist. Du hast mich zu eine der Leichen in deinem Keller gemacht. Du hast dich umgedreht und nie zurückgeschaut.

Zutritt verboten. Zu dem Recht, dich Mein zu nennen. Zu deiner Familie, zu deinem Reich. Dein Wille geschehe. Für deine Community habe ich nie existiert. Ich bin tief in die verschlossen. Wie viel Alkohol ist nötig, um mich aus dir herauszuholen? Wie redest du mit den wenig Eingeweihten über mich? Bevor du dich zu ihr ins Bett legst? Niemand sieht mich an deiner Seite, in deinen Worten, deinen Gedanken. Es ist, als hätte ich in deiner Welt nie existiert. Ich habe alles verloren, du hast nichts riskiert.

 

Ich hatte Geburtstag. Du hast mir nicht gratuliert. Ein Tag wie jeder andere für dich. Ich existierte nicht mehr. Du hast dir große Mühe gegeben, uns und mich vor deiner Welt zu verstecken. Ich hoffe du verstehst, warum ich der Welt alles über uns erzählen muss.

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