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Einsiedlerkrebs

 

Lieber Einsiedlerkrebs,

 

du magst dich oft unverstanden und fremd in dieser Welt fühlen. Einer Welt, die dir manchmal zu viel abverlangt, ohne es zu bemerken. Du würdest es gerne erklären, aber du kannst es nicht immer.

 

Die Welt gibt dir manchmal den Eindruck, was du fühlst und denkst sei nicht so wichtig. Als hätte es keine Bedeutung und als wäre alles was zählt, dass du funktionierst. Die Menschen haben Erwartungen an dich, die ihnen ganz alltäglich vorkommen, ihnen leichtfallen und sie erkennen nicht, wie anstrengend all das für dich sein kann. Ständig umgeben zu sein von Menschen, für die du ein offenes Ohr haben sollst. Wenn du für so viele die Welt retten sollst, obwohl deine eigene lichterloh brennt. Wenn du einfach nicht mehr kannst und trotzdem in die Manege gezogen wirst.

 

Wenn du so fühlst, dann möchtest du allein sein.

 

Die Welt hält dich dann für verschlossen, schweigsam und schroff. Alles nur, weil du dich ab und zu zurückziehen und manche Dinge mit dir selbst ausmachen musst. Diese Gefühle und Bedürfnisse sind wie Ebbe und Flut in dir. Sie denken, du fühlst zu wenig, dabei fühlst du eigentlich zu viel. So viel, dass du manchmal befürchtest, zu schwach für dein Leben zu sein. Die Welt geht dir manchmal zu sehr unter deinen Panzer, nutzt dich ab und aus. Dann denkst du, es sei dein Fehler.

 

Du hast Angst etwas falsch zu machen und die anderen zu enttäuschen. Deshalb fällt es dir gelegentlich schwer für dich selbst einzustehen. So sehr du es hasst, andauernd von Erwartungen und Pflichten der Menschen umgeben zu sein und keine Zeit für dich zu haben, so sehr hast du Angst davor, auf dich selbst gestellt zu sein. Du brauchst deine Mitmenschen genauso, wie du Zeit in deiner Höhle brauchst, um deine Batterien aufzuladen. Du wünschst dir, verstanden zu werden. Denn niemand ist so hart zu dir, wie du selbst.

 

Aber Einsiedlerkrebs, lass dir deshalb nicht einreden, dass du komisch, unkommunikativ, beziehungsunfähig oder sonst etwas bist. Du bist du und genau richtig, so wie du bist. Und wer dich so sein lässt, wie du bist, der liebt alle deine Seiten. Deine ruhige, verschlossene und manchmal abweisende, aber auch deine offene, tiefe und sehr liebevolle Seite. Letzteres bekommt eben nur zu sehen, wem du wirklich vertraust. Und jeder dieser Menschen kann sich glücklich schätzen und weiß, wie kostbar dieses Geschenk ist.

 

Ich zumindest, weiß es.

 

Lass dich nicht ändern. Es ist nichts falsch an dir.

 

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