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Ein Sommerabend auf dem Balkon

 

Mit der Sonne schwindet die stechende Hitze des Tages. Ein laues Lüftchen kommt auf und ich meine zu hören, wie sich in der Nachbarschaft alle Fenster öffnen, in der Hoffnung, die frische Brise vertreibt die Schwüle aus den Schlafzimmern.

 

Ich sollte auch die Fenster im Schlafzimmer öffnen, aber ich habe ein bisschen viel getrunken und bleibe einfach im Balkonstuhl sitzen, neben dir und streiche mit meinem Daumen über deinen Handrücken. Du löst deine Finger aus meinen, um deinen Arm um mich zu legen und mich an dich zu ziehen. Du riechst gut und schmeckst nach Bier, als du mich nun küsst. Deine Hand auf Höhe meiner Rippen hält mich weder zu fest noch zu locker. Als würdest du mir sagen wollen, du hältst mich, aber ich bin jederzeit frei zu gehen.

 

Nur möchte ich nicht gehen.

 

Es sind keine Worte nötig, damit du mir verständlich machst, woran du denkst und was du fühlst. Ich sehe es in deinen Augen, die fast ungläubig auf mich hinabblicken und in deinem Lächeln, was dir der Nachmittag mit deiner Familie bedeutet hat.

 

„Meine Tante hat vorhin zu mir gesagt, sie glaubt, sie hat mich noch nie so glücklich gesehen, Hase“, flüsterst du schließlich.

 

„Das will ich auch hoffen. Es gab ja auch das gute Bier.“

 

Du lachst so, dass deine Wangen rot werden. Deine braunen Augen lachen mit und ich weiß, dass du wirklich glücklich bist. Es liegt nichts Prüfendes in deinem Blick, wie du das sonst so gerne tust und deine Stirn ist glatt, ohne nachdenkliche Falten. Es gehört zum Schönsten was ich je gesehen habe. Es macht auch mich glücklich.

 

Wir werden wieder still. Es gibt nichts zu tun und an nichts anderes zu denken, als an uns hier in diesem Moment. Es fühlt sich an wie Urlaub, als hätte die Welt um uns herum aufgehört zu existieren oder zumindest angehalten.

 

„Als du meine Nichte auf dem Arm hattest, das war schon …“

 

Du musst den Satz nicht zu Ende bringen. Ich weiß, was du in diesem Moment gedacht hast. Wir haben schon oft darüber geredet und jedes Mal, auch jetzt scheint diesen Gesprächen ein Zauber innezuwohnen. Ein Versprechen, eine Vorschau in die Zukunft, gleichzeitig zart und stark und vor allem wertvoll. Unsere Blicke scheinen ein Band zu knüpfen. Wir küssen uns und ich spüre deine Finger über meinen Ringfinger streichen, während du entspannt ausatmest. Noch sind wir nicht vollendet.

 

Und ich bin für jeden weiteren Tag bereit und auf das gespannt, was er bringen wird.

 

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