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Der Roger Bannister Effekt

“The reasonable man adapts himself to the world: the unreasonable one persists in trying to adapt the world to himself. Therefore, all progress depends on the unreasonable man.”

-George Bernard Shaw

 

Oftmals wird unvernünftiges, unrealistisches Denken abgestempelt als schwacher Charakterzug. Es sind die Träumer, die Naiven, die Optimisten, denen nachgesagt wird, sich nicht der Realität zu stellen.

Und warum?

Weil sie glauben, dass in dieser Welt mehr möglich ist als das, was wir sehen. Dass mehr existiert als das, was direkt vor unserer Nase ist. Dass unsere Zukunft wie ein unbeschriebenes Blatt Papier vor uns liegt und wir die Bilder aus unseren Vorstellungen dort zum Leben erwecken können. Sich der Realität zu stellen, Wahrscheinlichkeiten für Träume zu berechnen und sich immer wieder den Ist-Zustand einzubläuen, ist nichts anderes als eine Ablenkung. Es ist vernünftig an das zu glauben, was wir sehen, doch wenn wir nur glauben, was wir sehen, können wir auch nichts anderes erschaffen als das. Es kostet Mut zu glauben, dass mehr für uns möglich ist als das, was uns die Vergangenheit gelehrt hat, als das, was unser Verstand uns aus der Realität rückmeldet.

Und es ist auch ein klein wenig verrückt. Es ist nicht nur ein Zeh, den wir in dieses Wasser aus Verrücktheit halten, das wird uns nicht weit bringen. Ab einem gewissen Punkt tauchen wir ein, weil uns die Frage, wie unsere Welt aussehen könnte, keine Ruhe lässt. Wir wollen unsere gedanklichen Grenzen sprengen, unseren Vorstellungen folgen, unsere Träume wahrmachen. Wir wollen uns nicht sagen lassen, dass die Erde flach ist und Flugzeuge niemals existieren werden.

Wer mit der Normalität, so wie sie gerade ist, mehr als zufrieden ist, kann daran glauben, kann in dieser leben und alles so lassen wie es ist. Aber die Welt braucht die irrationalen Träumer, die sich nicht unterkriegen lassen, die an mehr glauben als an das, was ist. Und sie hat sie schon immer gebraucht. Gäbe es sonst Computer, Animationsfilme, Smartphones und all die anderen Dinge, die für uns heutzutage alltäglich sind?

Roger Bannister war der erste Mann, der in den Fünfzigerjahren die Meile in unter vier Minuten lief, etwas das damals als unmöglich galt. Vor ihm schaffte es niemand. Nach ihm folgten unzählige, weil plötzlich alle daran glaubten, weil sie es plötzlich alle sehen konnten. Das ist der sogenannte Roger Bannister Effekt.

 

Wir brauchen die Roger Bannisters dieser Erde, damit sich unsere Welt erweitert. Denn diejenigen, die verrückt genug sind, zu glauben, dass sie etwas verändern können, das unmögliche möglich machen zu können, haben eine echte Chance, etwas anderes als immer wieder dasselbe zu erschaffen und zu erleben.

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